Der Moment

Momente bestimmen unser modernes Leben. Wir jagen ihnen buchstäblich hinterher. Dieser Tage wohl mehr als irgendwann zuvor.

Reize versprechen Aufmerksamkeit und Absatz zugleich. Geprägt ist sie, unsere Zeit, vom Entertainment der unterhaltenden Zunft. Radio, Fernsehen, Internet und ich weiß nicht, was noch uns in seinen Bann zieht. Sie winkt mit schillernden Farben, Augenblicken peinlicher Zufälligkeiten und alltäglichen Sensationen, die unterhaltende Fabrik aus dem Antennenkabel. Zeitungen zeigen nie zuvor gezeigte Bilder, lassen uns teilhaben an Elend und Leid, einen Moment, einen Augenblick. Die Flut der Eindrücke präsentiert sich ideenreich und erfinderisch – macht erfinderisch, den, der Momente verkauft.

Der Gedanke ist immer gleich, die Absicht immer dieselbe. Wie kann ich ihn aufhalten, nur diesen einen Moment? Seine Aufmerksamkeit erlangen. Ihn herausreißen aus seinem alltäglichen Gleichmut, ihn zur Aufmerksamkeit zwingen. Nur einen Moment. Dieser Moment würde dann genügen, ihn blind zu machen für alles andere und ihn streben zu lassen, nach dem, was ich ihm vorsetze.

Ausschalten alles andere für diesen einen Moment nur. Fokussieren seine Aufmerksamkeit auf das, was ich ihm verkaufen will, verkaufen in diesem Moment. Jetzt und hier. Am besten gleich, bevor er es sich überlegt, sich aus meinem konstruierten Moment verabschiedet, unverrichtet der Dinge, die ich ihm bereits verkauft habe, ohne ihn gefragt zu haben in diesem Moment. Meinem Zuschauer, Zuhörer, meinem Klienten, der, der mich bezahlt, ohne es zu wissen – jetzt und hier, in diesem Moment.